Select Page

Das Papier auf dem ich schreibe ist weiss. Und es ist kein Papier, es ist die Simulation einer Rechenmaschine, eines Laptops, auf dessen Rücken das göttliche Zeichen des Fetisch leuchtet. Ich habe die Typographie auf Typewriter gestellt so wirkt die Simulation echter, das Geschriebene vehementer. Ich schreibe, weil ich schreiben kann. Ich kann lesen. Ich lese mir Kritik an und lege Kritik an. Weil es meine Verantwortung als Mensch ist nach dem Guten zu streben. Und damit Gutes zu definieren. Ich schreibe, weil ich will, dass mein Wort, mein Gut, das gute Ich, und ich das Gute gehört wird, um mich besser zu fühlen. Ich wünsche, dass meine Worte eine Wichtigkeit umfassen. Auch weil mir gesagt wurde, dass ich wichtig bin. Nicht von meiner Mutter, aber meine Therapeutin hat es mir attestiert! Das System bezahlt sie, dass sie mich systematisch aufbereitet, wozu sonst sich richtig im Kopf fühlen umgeben vom Falsch. Ich schreibe, weil ich nicht weiss wohin mit meinem Zorn, wissend dass meine Worte so tot sind wie das Schweigen der anderen, die nicht schreiben können. Mein Zorn ist so prätentiös wie die Farbe meiner Worte, maschinell, maschinelle Farbe… die edle Blässe meiner Herkunft. Mein Papier ist weiss. Das Papier derer, die mit toten Worten schreiben blutrot. Die Tinte kein Bit Pixel, sondern schmerzendes Leben, Leben der Ungehörten, der Unerhörten. Die unerhörte Majorität, die sich bückt, auf dass ich mein Papier aufschlagen kann auf ihrem Rücken diese Worte austragen kann. Über das Glück und das Elend der Welt. Was wissen wir vom Elend. Wir wissen, dass es vermag Glück zu beschreiben, und Glück zu ermöglichen. Wir wissen, weil wir uns schreiben und als Wichtigstes alles andere beschreiben und unterschreiben um umzuschreiben, ja gerade das umschreiben, umformen, bestimmen der Form, die Bestimmtheit der Form beschreiben, schreiben alter Form neu und neue Form alt, bis zur Formlosigkeit. Formlos wie ein stummer Schrei. Schreie haben keine Worte, und Emotionen werden totgemacht mit Wort, dem empfindenden Fleisch beraubt, den Würmern überlassen. Nur das Skelett, nach dem es anständig ausgekocht wurde, soll mit wohltätiger Leidenschaft und etwas altbewährter Fremdartigkeit zu neuem Pathos erweckt sein. Uns erinnern, dass das Gute sich verdient werden muss und vor allem beschützt. – Was wäre wenn Schreie Worte füllen könnten und nicht Worte Schreie.