Ich schreibe an einem sonnigen Tag im Jahr 2019. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben. Hoffnung ist das einzige Mittel, welches wir uns selbst entgegenzusetzen haben. Dem Wissen über die Unwissenheit des Wissens ist ja tatsächlich Hoffnung eigen, wie der Raupe dem Schmetterling – warum sonst mit der Fallibilität flirten. Ich spreche von der Hoffnung, die nicht einem Ideal sich bemüht, einer Idealisierung, einer Glorifizierung, der Installierung von Erkenntnis. Mehr einer Hoffnung, die entflohen, oder viel mehr entfliehen muss der brutal trostlosen Verzweiflung über die Schwermütigkeit menschlicher famoser Geschichtswelten und der Unfähigkeit dem scheinbar eigentlichen Schicksal, nämlich dem der Selbstzerstörung, und in diesem Sinne der eigenen tieferen Hoffnungslosigkeit, zu entkommen, die wir mit Vernunft zu bändigen suchen. Diese Hoffnung ist nicht vernünftig. Sie ist Entfesselung der Vernunft. Sie ist die Möglichkeit für den Mensch Mensch zu sein, im Sinne des Unmensch, des homo und nichts weiter. Die Annahme, dass wir wissen, Wissen, dass wir nur annehmen um uns die historische Resonanz, welche wir bestärken mit jedem weiteren und bereits vorgedachten Gedanken, zu erklären, nein uns viel mehr zu Protokoll und damit uns die Hoffnung geben, dass wir ihm entkommen, ihm, dem Menschen. Wissen ohne die Akzeptanz, dass dieses Wissen nur Hoffnung sein kann, ist daher Entfremdung. – Oder ganz anders, Wissen ist menschliches Träumen.
Wissen menschlicher Geschichte kulminiert im Jetzt, permanent. Doch das Jetzt scheint nur eine gewisse Sattheit an Unwahrheit zu ertragen; Unwahrheit ohne damit eine Wahrheit zu Grunde zu legen. Menschliches Wissen und es gibt ja nur das eine daher, Wissen ist die Vernichtung von Wissen. Geschichte des Wissens ist die Geschichte der Vernichtung von Wissen. Religion, die Monarchie, die Oligarchie, Wissen ist nur der Schleifstein, an dem die Macht ihre Waffen schärft, das eigentliche Wissen liegt in dem was abgetragen, zerkrümelt, beiseite geschafft, verbrannt und vernichtet wurde. Und in diesem unfassbaren Wissen liegt auch das Mark aller Freiheit. Und Hoffnung. Daher ist jetzt meine Hoffnung kein Akt aus Unversöhnlichkeit, aber ein Akt gegen das Verbrennen, um das der algorithmische Tanz des Datenleibes prophetisch seine Kreise zieht, streng an der Leine gehalten des einzig Wissenden und damit Mächtigen, dem Mensch.
Die Hoffnung ist alles andere, was nicht ist, oder noch nicht ist, noch nicht sein kann, weil es nicht sein darf, da es sobald es in Erkenntnis und Wissen sich formen würde, unabdinglich im algorithmischen Tanz sich wiedererfinden, nein sogar wiedererfunden wird. Und im führenden Schritt der Macht, Brust an Brust, die firme Hand der Obhut den durch Hoffnung aufgeriebenen Körper elterlich begütigt, im Ohr das trostreiche Geflüster der Anerkennung, und der teuflischen Versprechung ohnmächtig, dem Applaus schwindelig die Lanze uns fast unbemerkt durchstossen ehe das Blut geronnen und wir unserer Hoffnung bereits enteignet. Denn alles was ist, ist wert und Wert ist abdingbar, ja erwerbbar.